Samstag, 9. Mai 2015

LIFE BEGINS AT THE END OF YOUR COMFORT ZONE




Hallo ihr Lieben!

Nach der Resonanz meines letzten Posts, der teilweise Unsicherheiten über ein eventuelles Auslandsjahr mit sich gebracht hatte, geht es in diesem Post mal etwas genauer um das Thema Heimweh.


Ich persönlich hätte eigentlich nie gedacht, dass ich ein Mensch bin, der Heimweh bekommen würde. Früher war ich nie so eine, die sich auf einer Woche Klassenfahrt an der Nordsee heulend in einer Ecke der Jugendherberge verkrochen hätte. Nachdem ich letzten Sommer spontan einen Kurzurlaub in Norddeutschland verlängert habe, bin ich nach Amsterdam gefahren und ganz alleine Abends um 22 Uhr wieder zurück. Hatte eine Stunde Aufenthalt in Duisburg am Bahnhof und wurde dort von einem etwas betrunkenem Jungen angequatscht, mit dem ich mich dann letztendlich aber sehr amüsant über Schuhe unterhalten habe. Nach ein paar Tagen in Freiburg saß ich auf dem Rückweg im Zug an einem Tisch mit 3 Senioren, die mir ihre Lebensgeschichte erzählt haben, als eine von ihnen mir versehentlich ihren Kaffee auf meine gerade neu gekauften weißen (!) Schuhe gekippt hatte. Die Schuhe waren zwar im Eimer, aber die viel wertvollere Geschichte ist geblieben. Ich bin schon öfters alleine geflogen, oder mit dem Zug quer durch Deutschland gefahren. Ich komme gut und lange alleine klar und das war alles kein Problem für mich - Aber trotzdem war ich froh, als meine Familie mich dann zuhause am Bahnhof abgeholt hatte und ich sie auch nach nur 5 Tagen weg von Zuhause wieder in die Arme schließen konnte.

Aber jetzt bin ich auf einer anderen Reise. Nicht nur einen Tag Sightseeing in Amsterdam. Ich bin auch eigentlich gar nicht im Urlaub, ich bin in einem „Sich-selber-neu-kennenlernen-Jahr“. Und dieses Jahr (ok, ca. 10 Monate) wäre nicht das gleiche, oder würde vielleicht nicht so seinen Zweck für mich erfüllen, wenn ich meine Familie und Freunde, meinen Alltag durchgehend bei mir hätte. Das ist ja eben das, was dieses Jahr auch so bedeutend macht. Auf sich allein gestellt sein, Gefühle zulassen, in dieses Chaos eine Ordnung bringen und zu lernen sich selber besser zu verstehen. Und die Zitate aus dem letzten Post, die etwas „betrübter“ waren, sind alle noch aus den ersten Monaten (wozu auch eben beigetragen hat, dass es mit der Gastfamilie nicht mehr gut gelaufen ist). Dort hatte ich öfters solche Heimwehtage. Und was ich da gemacht habe? Mich total reingesteigert. War traurig. Aber das bringt nichts. Und das habe ich dann auch endlich gemerkt. Ich habe angefangen diese Chance, quasi meine offene emotionale Wunde zu untersuchen, zu nutzen und in mich selber reinzuforschen. Das hatte ich ja letztens schon mal angesprochen, dass man oft Gefühle einfach stärker, eben extremer erlebt als sonst. Aber genau das ist der Punkt. Dort wirst du dich selbst von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Deine Person selbst „analysieren“ können und die Möglichkeit haben nachzufragen. Was fehlt mir eigentlich, warum habe ich überhaupt Heimweh? Was genau will ich denn eigentlich? Man hat nicht oft die Gelegenheit sich selber so gegenüber zu stehen. Life begins at the end of your comfort zoneDiese Gefühle, die du haben wirst, die hat man nicht so oft so extrem in seinem gewohnten Umfeld zuhause. Die hat man wenn man frei unterwegs ist und auf Reisen geht. Und Heimweh gehört eben dazu, weil du genau dadurch vieles merkst, du lernst viel und es zeigt dir viel. Und im Nachhinein war ich dankbar, dass ich eben so in meine Gefühle gehen konnte und damit nun quasi weiter an mir arbeiten kann. Diese Wochen und Monate, die ich jetzt weg war, haben mir definitiv einiges über mich selber verraten. 

Vor allem die Tage in Berlin waren für mich sehr von Bedeutung. Auf einmal war ich wieder zurück in Deutschland. Konnte ein wenig Revue passieren lassen, fühlen und schauen, wie sich Deutschland jetzt für mich anfühlt. Wer es von euch nicht weiß, bevor ich weggegangen bin hatte ich alles ziemlich satt. Vielleicht war es auch nicht nur die Stadt an sich, sondern generell mein Leben, die Leute, die Schule. Ich wollte gehen. Und das alleine. Und jetzt, aber erst nachdem ich eben diese Reise gemacht habe, weiß ich, dass ich belieben will. Ich habe nach wie vor große Reiseziele, werde hoffentlich in geraumer Zeit auch mal andere Kontinente in Angriff nehmen. Ich möchte noch unendlich viel mehr reisen, aber ich bin mir zumindest jetzt ziemlich sicher, dass ich mich später irgendwo im deutsch sprachigen Raum niederlassen möchte.

„Fernweh“ und „Heimweh“ haben eine völlig neue Bedeutung für mich bekommen. Meinen Alltag & diese Routine, von der ich ja eigentlich gerade weg wollte, der ich "entfliehen" wollte, ist mit das was ich am meisten hier vermisse. Verrückt oder? Wie verändernd so eine kurze Zeit sein kann.