Dienstag, 5. Mai 2015

BUT I DO REMEBER MOMENTS. FOR EVER.




Wo ich diese Zeilen hier gerade tippe, kann ich es selbst noch gar nicht glauben. 50 Tage sind mir noch geblieben hier in Norwegen. Nur noch 50 Tage. Das ist so wenig. Ich könnte wieder eine endlose Abhandlung darüber schreiben, wie schnell die Zeit vergeht oder was ich bisher schon alles erleben durfte in diesen mittlerweile über 8 Monaten. Heute genau 248 Tage voller neuer Erfahrungen und Eindrücken.
Und ich habe jeden Tag dokumentiert. Habe jeden Abend in mein hellblaues Auslandstagebuch geschrieben. Mal kurz gefasst, mal ausführlicher. Mal in Schönschrift und mal hat sich die Müdigkeit in meiner Handschrift deutlich zum Ausdruck gebracht.
Ich bin die letzten Tage etwas durch meinen Blog, meine ersten Einträge und eben auch mein Tagebuch geforscht. War das wirklich ich, die diese Zeilen geschrieben hat? Ja. Aber ich habe mich verändert. Allein schon die Art und Weise wie ich schreibe ist irgendwie anders. Erwachsener. Wie ängstlich ich die ersten Tage durch die Schule geschlichen bin und wie ich jetzt durch die Gänge stolziere, mit meinen neuen Freunden an der Seite und mit einem Lächeln im Gesicht. Ein echtes Lächeln, nicht dieses vorgespielte, das nur meine Unsicherheit überdecken sollte.
Ich bin wirklich froh, dass ich alles aufgeschrieben habe. Wobei alles längst noch nicht genug ist. All die Momente, die Erlebnisse, sind Erinnerungen. Man kann sie versuchen festzuhalten, aber selbst in Worten niedergeschrieben können sie nicht wiedergeben, wie es wirklich war. Vergangenheit. Aber dennoch wird man nie vergessen, wie man sich in diesen Momenten gefühlt hat.

Der Abflug, damit hat für mich alles angefangen. Samstag, 30. August 2014.

„Ich  konnte ja bereits seit Mittwoch nicht mehr schlafen, aber die Nacht von Freitag auf Samstag war noch aufregender."

„... um drei Uhr Nachts habe ich mein Zuhause dann also verlassen, für ein Jahr."

„Ich hatte mir das ja alles irgendwie etwas anders vorgestellt. Ein letztes Mal umarmt werden, von den wichtigsten Menschen überhaupt. Es tat so gut, aber irgendwann mussten wir uns ja wieder loslassen. Und dann hieß es ab hinter die Glasscheibe. Wir haben uns bis es nicht mehr ging zugewinkt.  Die letzten Küsse in die Luft geworfen. Und dann waren wir getrennt. Meine Familie ist wieder nach Hause gefahren, und ich wäre eigentlich am liebsten gleich wieder mitgekommen. Stattdessen war ich alleine. Das war so ein komisches Gefühl."

„Wochenende, und ich kann es eigentlich kaum glauben, denn das heißt dann wohl auch, dass ich jetzt schon seit einer Woche hier bin, und schon eine Woche meines Auslandsjahres um ist! Alles ist so neu und aufregend, da merkt man gar nicht wie die Zeit vorbei fliegt!" (Eine Woche, das ist so unglaublich wenig.)

„Mit diesem tollen Ausblick bin ich dann also heute Morgen aufgewacht. Allerdings hat es die ganze Nacht in Strömen geregnet und bis jetzt hat sich da auch nichts dran geändert, aber daran ist man ja hier gewöhnt. Deswegen gab es auch keine Gnade und wir sind auch in diesem strömenden Regen raus aufs Boot."

„Heute war der erste Tag an dem ich wirklich so richtig zurück zuhause sein wollte. Ich habe bisher nicht geweint oderso, aber ich vermisse alles gerade. Aber das  ist bestimmt nur eine Phase, die geht wieder vorbei."

„Es ist schön zu wissen, dass es Leute gibt, die sich um einen kümmern."

Wie aufgeregt ich war, als wirklich schon 50 Tage um waren. Jetzt sind mir nur noch 50 geblieben. „Tag 49 stand da auf einmal. Da ist doch irgendwas falsch. Aber es stimmt wirklich. Ich befinde mich jetzt schon seit heute dann genau 50 Tagen auf norwegischem Boden. Vor genau 50 Tagen bin ich ganz früh morgens das letzte Mal für eine so lange Zeit in meinem geliebten deutschen Bett aufgewacht, habe mich mit gepackten Koffern zum Flughafen begeben, mich von meiner Familie verabschieden müssen und bin ganz fix mal eben 1460 km weg geflogen. Wurde dann von ein paar fremden Leuten empfangen, die ich bald meine "neue Familie" nennen würde und bin dann abends völlig kaputt in einer typisch norwegischen Hütte in den Bergen eingeschlafen. Und ja, so einfach geht das. Und seitdem sind jetzt genau 50 Tage vergangen."

„Und irgendwie ist es sogar viel besser als ich erwartet hatte."

So schnell verflog die Zeit dann auch weiter. „die Hälfte meines Auslandsjahres hier in Norwegen ist um! Heute ist Tag 150, in 150 weiteren sitze ich schon fast wieder im Flieger zurück nach Deutschland."

„Da habe ich erstmal gemerkt, wie sehr mir das gefehlt hat."

„Also es war zwar echt anstrengend, aber super schön!"


Und das letzte Zitat fasst es nochmal perfekt zusammen. Ich weiß, einige klingen vielleicht etwas negativ und betrübt, ich muss eben auch zugeben, dass es nicht immer einfach war. Es war anstrengend. Aber jetzt im Nachhinein war es das wert. Und es gibt eben weitaus mehr schöne, bereichernde Momente, die ich besonders in Erinnerung behalten werde! :)